Zehn Wochen dann Kontrolle

27.02.21   

Die Landesklasse-Kicker von Grün-Weiß Stadtroda unterziehen sich einer bioelektrischen Impedanzanalyse
Wassergehalt, Fettwerte, Vitalfunktionen oder Muskelverteilung – die Kicker von Grün-Weiß Stadtroda unterzogen sich in der vergangenen Woche allesamt einer bioelektrischen Impedanzanalyse bei einer Versicherung in Jena. Trainer Steffen Richter, seines Zeichens Diplom-Sportwissenschaftler, hatte den Kontakt zu der Versicherung hergestellt und dann auch höchstpersönlich die Untersuchung vorgenommen.
Sechs Stunden habe es in Gänze gedauert, die 21 Spieler von Grün-Weiß zu untersuchen, resümiert Steffen Richter. „Sie haben aber alle mitgezogen. Das hat mich sehr gefreut“, sagt der Trainer.
Der eine oder andere Spieler habe dann aber nicht schlecht gestaunt, als er seine Ergebnisse präsentiert bekam, berichtet indes Peter Dauel, der gemeinsam mit seinem Mitstreiter Steffen Richter die Geschicke der Kicker aus der Landesklasse lenkt. „Wir haben viele junge Spieler, die diesbezüglich sehr gut aufgestellt sind und die auch Sportwissenschaft studieren, doch wir haben auch ein paar, die eben nicht die klassischen Modellathleten sind und über ihre Werte dann doch ein wenig erschrocken waren. Sie wissen jetzt, dass sie etwas tun müssen“, sagt Dauel, der jedoch keine Namen verraten möchte.
Doch die Untersuchung samt Auswertung war nur der erste Schritt des Trainer-Gespanns Richter/Dauel. Der zweite folgte umgehend – und mit diesem nahmen sie ihre 21 Spieler in die Pflicht. Sie erhielten von ihnen Trainings- und Laufpläne, die sie in den kommenden zehn Wochen nun abarbeiten müssen.
„Uns geht es dabei aber nicht nur um die reine Ausdauer. Sie sollen auch Intervalltraining machen, um für die Anforderungen auf dem Spielfeld gewappnet zu sein“, so Dauel.
In gut zehn Wochen müssen sich die Spieler dann einer weiteren Analyse unterziehen. „Sie fungiert als Kontrollinstanz, schließlich können wir anhand der Daten dann sehen, ob sie ihren Aufgaben nachgekommen sind“, führt Dauel weiter aus, der mit seinem nächsten Atemzug jedoch darauf verweist, dass seine Kicker bereits fleißig Bilder vom Training in der WhatsApp-Gruppe von Grün-Weiß posten würden. „Die Jungs wollen ja auch.“
Dauel hofft, dass er mit den Seinigen nach Ostern den Trainingsbetrieb wieder aufnehmen kann, möchte sich aber auch nicht zu sehr auf die erste April-Woche versteifen. „Deswegen sollen die Spieler jetzt auch schon mit dem Athletiktraining beginnen, damit wir dann sofort mit dem eigentlichen Fußballtraining anfangen können. Wenn sie nach der Pause schon mit dem Rennen Probleme haben, wird es ein eher holpriger Start. Wir hatten immer schon nach Pausen bei manchen Spielern Defizite in puncto Fitness ausmachen können. Das ist aber ein Problem, das wahrscheinlich jede Mannschaft auf unserem Niveau hat“, sagt Dauel. Darüber hinaus hätten die forcierten Einheiten noch einen positiven Nebeneffekt: Dank ihnen könne man die Jungs bei Laune halten, es sei ja derzeit generell sehr schwer, sich sportlich zu betätigen. So hätten sie ein konkretes Ziel, auf das sie nun sukzessiv hinarbeiten könnten.
Und wie soll es seines Erachtens mit der Spielzeit 2020/21 weitergehen? „Sinnvoll wäre es, die Saison einfach zu annullieren, da wir erst die Hälfte der Hinrunde absolviert haben. Selbst wenn wir die Hinrunde noch in Gänze spielen sollten, würde ich es als unfair betrachten, danach über Auf- und Abstieg zu entscheiden“, sagt Dauel. Wenn es indes nicht zur Annullierung kommen sollte, finde er den Play-off-Modus sehr reizvoll, könne sich aber auch das eine oder andere Szenario wie beispielsweise ein Aufstiegsturnier vorstellen. Doch alles schön der Reihe nach. „Erst einmal müssen wir die Leute wieder dazu bewegen, zum Fußball zu gehen. Ansonsten wird es für die Vereine schwierig, wenn sie nur Kosten und keine Einnahmen haben.“
Pessimistisch wirkt Dauel indes, wenn man ihn auf eine konkrete Personalie in seinen Reihen anspricht: Karl Grohs. Der 30-jährige Grün-Weiß-Kapitän musste sich einer Operation am rechten Sprunggelenk unterziehen, der Genesungsprozess stagniert jedoch laut Dauel. „Er klagt immer noch über Schmerzen beim Laufen. Das ist natürlich keine Grundlage, um Fußball zu spielen. Karl ist eine Ausnahmespieler, wenn er nicht mehr auflaufen könnte, wäre das ein herber Verlust für uns.“
Ach ja, Peter Dauel war bei der Untersuchung nicht zugegen. „Leider, denn mit meinen 40 Jahren hätten mich meine Werte schon einmal interessiert, aber ich werde das noch nachholen“, sagt der Trainer, der indes im privaten Bereich vor einer großen Veränderung steht: Er wird zum ersten Mal Vater. Seine Freundin Mareike und er bekommen eine Tochter. „Es kann jeden Tag soweit sein“, sagt Peter Dauel mit vernehmbarer Vorfreude.
OTZ+/Marcus Schulze